Gelenkerkrankungen - Rheumatologie

Entzündliche Rheumaerkrankungen haben, wie entzündliche Nierenerkrankungen, chronischen Charakter und werden daher oft mit denselben Medikamenten behandelt. Es kann allerdings schwierig sein, die entzündlichen Gelenkerkrankungen wie Polyarthritis, Psoriasisarthritis oder Bechterew’sche Erkrankung von den chronischen Verschleißerkrankungen wie Arthrose zu unterscheiden. Hierzu bedarf es neben der fachärztlichen Erfahrung einer ausführlichen Befragung nach den Beschwerden, einer genauen körperlichen Untersuchung sowie zahlreicher Laborbefunde. Auch bildgebende Verfahren wie Gelenkultraschall, Röntgenuntersuchungen und Kernspintomografie (MRT) werden je nach Bedarf herangezogen.

Welche Personen sind von bestimmten Gelenkerkrankungen häufiger betroffen als andere? Bei manchen Frauen zwischen 20 und 40 Jahren liegen offenbar besondere Voraussetzungen zur Entwicklung einer chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung (chronische Polyarthritis) oder einer entzündlichen Bindegewebserkrankung (Kollagenose, Lupus erythematodes) vor. Man vermutet, dass die Gene, die das weibliche Geschlecht definieren, auch zu einer besonderen Krankheitsempfänglichkeit führen, denn Männer erkranken in dem genannten Lebensabschnitt äußerst selten.

Dafür sind Männer, die das genetische Merkmal HLA-B 27 tragen, in jüngeren Lebensjahren häufiger von den „seronegativen Spondarthropathien“ betroffen. Von dieser Krankheitsgruppe sind die Bechterew’sche Erkrankung (Entzündung der Ileosakralgelenke und der kleinen Wirbelgelenke) und die Arthritis bei Schuppenflechte (Psoriasis-Arthritis) besonders bekannt. Das Spektrum dieser ohne Rheumafaktoren (Antikörper im Blut) einhergehenden Erkrankungen ist jedoch viel größer und kann leider auch Frauen befallen, wenn auch seltener.

Wenig bekannt, aber in den letzten Jahren zunehmend häufiger, ist das Auftreten von schweren entzündlichen Gelenk- und Muskelkrankheiten bei beiden Geschlechtern jenseits des 65. Lebensjahrs. Hier sind die schnelle Diagnose und rasche Behandlung, anfänglich besonders mit dem leider unverzichtbaren Cortison, Voraussetzung für die Vermeidung schwerer Gelenkschäden.

Frauen ab 45 werden auch bevorzugt von chronischen Abnutzungsproblemen der Gelenke (Polyarthrose) und von Knochenschwund (Osteoporose) betroffen. Hierfür sind nicht selten familiäre Vorbelastungen anzunehmen. Und, als ob es damit nicht genug wäre: Auch die „Fibromyalgie“, die zu quälenden, stark wechselnden Schmerzen der Muskeln und der Sehnenansätze mit Schlafstörungen und Erschöpfung führt, ist bei Frauen 8 mal häufiger als bei Männern... allerdings ohne die zerstörerischen Konsequenzen einer entzündlichen Gelenkproblematik. Die Fibromyalgie muss vom Rheumatologen nach bestimmten Kriterien von den entzündlichen Rheumakrankheiten abgegrenzt werden, wird aber selbst dauerhaft vom Hausarzt bzw. Schmerztherapeuten behandelt.

Weichteilerkrankungen

Weichteilerkrankungen werden in entzündliche und nichtentzündliche Formen eingeteilt. Der Begriff selbst ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß und soll nur veranschaulichen, daß es sich nicht um Krankheiten der „festen“ Gewebe wie Knochen oder Gelenke, sondern der „weichen“ Strukturen wie Muskeln, Bindegewebe, Haut und Blutgefäße handelt.

Entzündliche Weichteilerkrankungen

Entzündliche Weichteilerkrankungen werden überwiegend durch Immunprozesse des Körpers ausgelöst. Im Fachbegriff werden sie zusammenfassend als Kollagenosen (Bindegewebskrankheiten) oder Autoimmunerkrankungen bezeichnet. Diesen Begriff wollen wir im Folgenden etwas näher erläutern:

Normalerweise schützt das Immunsystem den Organismus vor Infektionskrankheiten, indem es gegen jeden „fremden“ Eindringling (Bakterien, Viren) eine wirksame Verteidigungslinie aufbaut. Diese Verteidiger nennt man Antikörper. Sie bestehen aus Eiweißketten und werden von spezialisierten Blutzellen hergestellt, die gleichzeitig auch als „Gedächtnis“ dienen und beim nächsten Angriff blitzschnell reagieren können. Im Laufe des Lebens erhöht sich die Anzahl dieser Gedächtniszellen, z.B. auch durch Impfungen. Antikörper werden bei Gesunden nie gegen eigene Körperstrukturen gebildet, denn es handelt sich in diesem Fall ja um die „eigenen Leute“ (ein Verteidiger beim Fußball würde ja auch nicht den Stürmer seiner Mannschaft angreifen).

Wenn der Organismus allerdings Antikörper gegen Bestandteile seiner eigenen Körperzellen bildet, ist die Situation durchaus mit einem Eigentor beim Fußball vergleichbar! Auf noch nicht genau bekannte Weise, vermutlich aber durch eine genetische Vorprägung, kann es durch Einwirkung äußerer Einflüsse wie Viren, UV-Strahlen oder chemische Stoffe über die Haut der Erkrankten zu einer Bildung von Antiköpern gegen köpereigene Strukturen kommen (sog. Autoantiköper). Angegriffen werden dabei die normalerweise gut geschützten Zellkerne und andere Zellstrukturen. Je nach Art des Autoantikörpers reagiert der Organismus darauf mit teils leichten, teils schweren Entzündungen, bei denen neben der Haut auch die Blutgefäße und verschiedene innere Organe (Nieren, Lunge, Blutbildung, Herz, Milz), darüber hinaus auch das Nervensystem, das Gehirn und die Augen betroffen sein können.

Die bekannteste Kollagenose ist der Lupus erythematodes, der als reine Hautkrankheit (schmetterlingsförmige Gesichtsrötung), aber auch in einer den ganzen Organismus befallenden Art auftritt (systemischer Lupus erythematodes = SLE). Dabei stehen neben Fieber, Krankheitsgefühl, Kopf- und Muskelschmerzen ganz im Vordergrund eine Beteiligung der Gelenke und der Nieren. Die Gelenke zeigen schmerzhafte Schwellungen, Bewegungseinschränkungen und Morgensteife. Damit sind sie der rheumatoiden Arthritis vergleichbar. Die Knochenstrukturen werden allerdings nicht zerstört. Die Nieren können durch eine Vielzahl unterschiedlicher Entzündungen der feinsten Filtereinheiten beeinträchtigt sein (Lupusnephritis). Im Urin sind Blutspuren und Eiweiß nachweisbar, die Gesamtfunktion der Nieren ist beeinträchtigt, die Menge an harnpflichtigen Substanzen im Blut steigt an. Im schweren Akutfall fällt die Nierenfunktion innerhalb weniger Tage komplett aus („akutes Nierenversagen“), auch andere Organe können bedrohlich geschädigt werden (Lunge, Herz, Leber, Blutgefäße; rote und weiße Blutzellen sowie Blutplättchen). Notfallmäßige Blutwäsche (Akutdialyse) kann auf der Intensivstation des Krankenhauses das Leben des Patienten retten helfen. Darüber hinaus sind starke Medikamente wie Kortison und andere, das Immunsystem unterdrückende Substanzen (z.B. Cyclophosphamid), zur raschen Unterdrückung der Krankheitsaktivität erforderlich.

Der chronische SLE kann mit einer kombinierten medikamentösen Therapie (Immunsuppressiva) in der Regel gut kontrolliert werden. Die Erkrankung verläuft oft schubweise. Konsequenter UV-Schutz (Sonnencreme mit
hohem Lichtschutzfaktor, schützende Kleidung, Schatten) sind notwendige vorbeugende Maßnahmen gegen Verschlimmerung. Leider kann jedoch manchmal eine Nierenbeteiligung bis hin zur chronischen Dialysebehandlung führen.

Mit dem (systemischen) Lupus erythematodes eng verwandt sind die Mischkollagenose (SHARP-Syndrom bzw. mixed connective tissue disease = MCTD)(Gelenkbefall ohne Nierenbeteiligung), außerdem das Sjögren-Syndrom (fortschreitende Augen-, Drüsen- und Schleimhauttrockenheit) und die Sklerodermie (Hautverdickung und Durchblutungsstörungen, Lungenbefall, Bluthochdruck). Die komplizierte Produktion der Autoantiköper lässt diese Erkrankungen einzeln oder auch kombiniert miteinander auftreten.

Nichtentzündliche Weichteilerkrankungen

Zu den nichtentzündlichen Weichteilerkrankungen wird die generalisierte Tendomyopathie (Fibromyalgiesyndrom) gerechnet. Hierbei kommt es aus bisher ungeklärten Gründen zu chronischen Schmerzen zahlreicher Muskel- und Sehnenansätze. Auffällig ist, dass überwiegend Frauen in jüngerem bis mittleren Lebensalter betroffen sind. Nahezu alle Betroffenen klagen über nächtliche Durchschlafstörungen (Aufwachen wegen Schmerzen), morgendliche Anlaufprobleme, Tagesmüdigkeit, Leistungsminderung und chronische Rückenschmerzen. Charakteristisch sind druckempfindliche Punkte über Sehnenansätzen und Muskeln, die in ein Schema (tender points nach WOLFE) einzuordnen sind und eine Mindestzahl ergeben müssen. Im Blut finden sich keine Entzündungszeichen, so dass die Beschwerden gut abgrenzbar sind gegenüber den o. a. entzündlichen Weichteilerkrankungen.


Das Fibromyalgiesyndrom ist eine Schmerzkrankheit und daher keine rheumatische Erkrankung im engeren Sinne! Sie ist auch nicht durch den Rheumatologen betreuungspflichtig, da keine Basistherapien eingesetzt werden. Im Vordergrund der Therapie stehen muskelentspannende und schlafanstoßende Präparate. Die Betroffenen müssen auch Eigenaktivitäten wie Schwimmen im warmen Wasser sowie Fitnesstraining in den Wochenablauf einbauen. Nur im Bedarfsfall werden Schmerzmittel (Analgetika) eingesetzt. Wichtig ist die Anbindung an eine Selbsthilfegruppe.

Kontakt

Gerne können Sie uns per Email oder Telefon kontaktieren und einen Termin vereinbaren.
Termin vereinbaren
Kontakt

Kontakt

Gerne können Sie uns per Email oder Telefon kontaktieren und einen Termin vereinbaren.

 

Termin vereinbaren
{f:if(condition: backgroundImage.alternative, then: backgroundImage.alternative, else:'Ein Bühnenbild als Hintergrund für die Seite

Haben Sie Fragen?

Kontaktieren Sie uns gern jederzeit.